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ZLL, Redaktion
Was ist mit Trans* und Inter* eigentlich gemeint?
11. Jul 2023, 11:25
Vielleicht haben Sie den Ausdruck LSBTIQA+ schon einmal gehört oder gelesen. Eventuell sind Ihnen die Hintergründe der Abkürzungen sogar bekannt. Genauso gut kann es sein, dass Sie noch gar keinen Kontakt mit dieser Buchstabenabfolge hatten und Sie sich fragen, was es damit auf sich hat.
Mit diesem Blogbeitrag möchten wir zur Klärung beitragen.
Mit diesem Blogbeitrag möchten wir zur Klärung beitragen.
Vorweg sei allgemein festgehalten: Diese Buchstabenreihe steht für die Vielfalt der Bezeichnungen von Sexualitäten und geschlechtlichen Identitäten. Die ersten drei Buchstaben stehen vereinfacht für (Selbst)Bezeichnungen für Sexualitäten bzw. sexuelle Orientierungen: Lesbisch, Schwul, Bisexuell.
Weiter umfasst die Reihung auch Bezeichnungen für geschlechtliche Identitäten: Trans*, Inter*, Queer.
Das A steht sowohl für Asexuell (Personen, die kein bzw. kaum Interesse an sexuellen Kontakten haben) als auch für Agender (Personen, die sich gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen). Statt „Agender“ nutzen Personen manchmal auch die Selbstbezeichnung „Non-Binary“/“Nichtbinär“ (Kürzel: N oder NB), um deutlich zu machen, dass es sich bei Gender um ein Spektrum handelt und sie sich keinem der Pole von „männlich“ und „weiblich“ zuordnen möchten.
Das Plus am Ende der Reihung steht als eine Art Platzhalter für alle Orientierungen und Identitäten, für die die aufgeführten Bezeichnungen nicht passend sind.
Weiter umfasst die Reihung auch Bezeichnungen für geschlechtliche Identitäten: Trans*, Inter*, Queer.
Das A steht sowohl für Asexuell (Personen, die kein bzw. kaum Interesse an sexuellen Kontakten haben) als auch für Agender (Personen, die sich gar keinem Geschlecht zugehörig fühlen). Statt „Agender“ nutzen Personen manchmal auch die Selbstbezeichnung „Non-Binary“/“Nichtbinär“ (Kürzel: N oder NB), um deutlich zu machen, dass es sich bei Gender um ein Spektrum handelt und sie sich keinem der Pole von „männlich“ und „weiblich“ zuordnen möchten.
Das Plus am Ende der Reihung steht als eine Art Platzhalter für alle Orientierungen und Identitäten, für die die aufgeführten Bezeichnungen nicht passend sind.
Jeder Buchstabe steht also selbst wieder für eine Sammelbezeichnung. Damit die Sichtbarkeit der einzelnen Gruppen nicht unter einem neuen Oberbegriff leidet, hat sich eine Buchstabenreihung durchgesetzt, welche je nach Kontext weniger oder mehr Buchstaben umfassen kann. So beispielsweise TIN für Trans*-, Inter*- und Nicht-Binäre Personen oder FLINTA für Frauen, Lesben, Inter*-, Nicht-binäre, Trans*- und Agender-Personen usw. – je nach Kontext.
Nicht nur im Pride Month relevant – sondern immer!
Während gesellschaftlich das Wissen um sexuelle Orientierungen, insbesondere zur Homosexualität, seit den 1990er Jahren in Deutschland mehr und mehr verbreitet wurde, ist das Wissen um Trans* und Inter* auch trotz der aktuell rechtlichen Veränderungen noch nicht im Mainstream angekommen. Während der letzten Jahre hat sich der Diskurs um Gender und insbesondere die rechtliche Verankerung von Geschlecht im Personenstand stark verändert. Besonders deutlich wird dies an der Debatte um den Geschlechtseintrag „divers“ – welcher für Inter*-Personen möglich ist – sowie aktuell um das Selbstbestimmungsgesetz, welches voraussichtlich das Transsexuellengesetz (TSG) ablösen soll bzw. wird.
Gerade weil diese Diskurse von Populismus und Fake News durchzogen sind, soll hier in einfachen Worten erklärt werden, was mit diesen Begriffen eigentlich gemeint ist:
Trans*
Trans*-Personen ist eine Sammelbezeichnung für Menschen, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde – bei denen die Gender-Identität also nicht mit dem übereinstimmt, was im Personenstandsregister bei der Geburt eingetragen wurde. Dies kann, muss aber nicht, mit körperlichen und medizinischen Angleichungen einhergehen. Die Transition kann sich dadurch zeigen, dass Trans*-Personen ab einem gewissen Punkt mit einem selbstgewählten Vornamen angesprochen werden möchten und ein für sie stimmiges Pronomen kommunizieren. Da sich Gender stark über Kleidung und einen geschlechtlich konnotierten Habitus zeigt, stehen Trans*-Personen vor der Herausforderung, tagtäglich in Interaktionen in ihrem Genderausdruck anerkannt zu werden (sogenanntes passing). In Institutionen wie der Hochschule, in der formale Abschlüsse und Zertifikate erworben und anerkannt werden, kommt die Übereinstimmung der Identität mit dem Namen im Personalausweis sowie dem Geschlechtseintrag in den benötigten Dokumenten besonders zum Tragen. Was Trans*-Personen erfüllen müssen, um ihren Geschlechtseintrag im Personenstand ändern zu lassen, regelt aktuell noch das Transsexuellengesetz (TSG) und wird derzeit über den Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes neu diskutiert. Da der Weg zur Namensänderung und der Änderung des Geschlechts im Personenstandsregister finanziell und sozial viele Ressourcen kostet, gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) den Ergänzungsausweis. Dieser Ausweis ist nur in Verbindung mit amtlichen Personaldokumenten gültig, kann aber zugleich verschiedenste Situationen (insb. in der Phase der Transition) weniger erniedrigend gestalten – bspw. wenn es um die Anerkennung von Schulabschlüssen, Zertifikaten und/oder Studienleistungen oder das Antreten zu Prüfungen geht.
Inter*
Inter*-Personen ist eine Sammelbezeichnung für Menschen, die angeborene körperliche Merkmale haben, die sich nach medizinischer Norm nicht als eindeutig männlich oder weiblich einordnen lassen. Gründe können bspw. eine Variation im Chromosomensatz sein oder auch die Tatsache, dass die äußeren Geschlechtsmerkmale und genetischen Merkmale nicht der medizinischen zweigeschlechtlichen Norm (konkret: männlich = Prostata + Hoden + Penis + XY-Chromosomen bzw. weiblich = Eierstöcke + Gebärmutter + Vagina + Vulva + XX-Chromosomen) entsprechen.
Unabhängig der körperlichen Merkmale können sich Inter*-Personen als Frau, Mann, Inter* oder auch Trans* identifizieren. Inter*-Personen nutzen bspw. auch Nicht-binär als Selbstbezeichnung, wenn sie sich weder als Mann noch als Frau identifizieren. Die Begriffe „Zwitter“ oder „Hermaphrodit“ sowie weitere Selbstbezeichnungen werden in der Community ebenfalls genutzt. Bei Inter*-Personen steht bis heute der Kampf um körperliche Unversehrtheit als ein Menschenrecht im Vordergrund, da jahrelange medizinische Praktiken und Empfehlungen bei Betroffenen zu Traumata geführt haben (können) und daher in starker Kritik stehen. Das zeigte sich u.a. an der Diskussion um Entscheidungsbefugnisse von Eltern bei körperlichen Eingriffen von ihren Inter*-Kindern. Seit 2009 ist zudem ein weiterer rechtlicher Teilaspekt geklärt: Für Inter*-Kinder ist die Option gegeben, den Geschlechtseintrag im Personenstand frei zu lassen. 2018 ist die Option „divers“ als positiver Geschlechtseintrag für Inter*-Personen rechtlich ergänzt worden. Für Trans*-Personen besteht diese dritte Option derzeit nicht.
Unabhängig der körperlichen Merkmale können sich Inter*-Personen als Frau, Mann, Inter* oder auch Trans* identifizieren. Inter*-Personen nutzen bspw. auch Nicht-binär als Selbstbezeichnung, wenn sie sich weder als Mann noch als Frau identifizieren. Die Begriffe „Zwitter“ oder „Hermaphrodit“ sowie weitere Selbstbezeichnungen werden in der Community ebenfalls genutzt. Bei Inter*-Personen steht bis heute der Kampf um körperliche Unversehrtheit als ein Menschenrecht im Vordergrund, da jahrelange medizinische Praktiken und Empfehlungen bei Betroffenen zu Traumata geführt haben (können) und daher in starker Kritik stehen. Das zeigte sich u.a. an der Diskussion um Entscheidungsbefugnisse von Eltern bei körperlichen Eingriffen von ihren Inter*-Kindern. Seit 2009 ist zudem ein weiterer rechtlicher Teilaspekt geklärt: Für Inter*-Kinder ist die Option gegeben, den Geschlechtseintrag im Personenstand frei zu lassen. 2018 ist die Option „divers“ als positiver Geschlechtseintrag für Inter*-Personen rechtlich ergänzt worden. Für Trans*-Personen besteht diese dritte Option derzeit nicht.
Die Gesetzesänderungen für sowohl Trans*- als auch Inter*-Personen bringen rechtlich einige vermeintliche Selbstverständlichkeiten ins Wanken und wirken sich somit auch auf Hochschulen und deren Verwaltung(svorschriften) aus. Ein erster Schritt der Anerkennung dieser geschlechtlichen Vielfalt sind geschlechterreflektierte Formulierungen in formalen und administrativen Schriftstücken und Kommunikationsanlässen.
Doch auch in vielen anderen Bereichen des Hochschulalltages werden erforderliche Veränderungen deutlich: so muss nun geklärt werden, wie mit Namensänderungen in Verwaltungsabläufen umgegangen wird, sodass auch Zertifikate und Abschlüsse weiterhin rechtmäßig ausgestellt werden können. Auch die Frage des Umgangs mit Ansprachen in offiziellen Schreiben der Hochschule oder von Lehrenden ist derzeit präsent. Weitergehend besteht Bedarf an einer breiten genderreflektierenden Lehre, die die geschlechtliche Vielfalt der Studierenden, Lehrenden, zukünftigen Kolleg*innen oder auch Klient*innen in den Blick nimmt – ohne dabei die fachliche Reflexion außen vor zu lassen.
Sie möchten mehr über Trans* und Inter* erfahren oder sich über vorurteilsfreie Kommunikationsformen und Handlungsalternativen in der Lehre informieren? Dann hat das ZLL aktuell zwei Workshop für Sie im Angebot:
Fr, 01.09.2023 von 9:00 bis 16:30 Uhr
VANR: 11316: Vorurteilsbewusste Lehre anhand des Anti-Bias-Ansatzes
https://www.hs-bremen.de/kurs/11316/
VANR: 11316: Vorurteilsbewusste Lehre anhand des Anti-Bias-Ansatzes
https://www.hs-bremen.de/kurs/11316/
Mo, 04.09.2023 von 09:30 Uhr - 17:00 Uhr
VANR: 11319: Geschlechtliche Vielfalt an der Hochschule - Rechtliche Grundlagen im Kontext von TIN-Menschen mit Selbsterfahrungsbericht
https://www.hs-bremen.de/kurs/11319/
VANR: 11319: Geschlechtliche Vielfalt an der Hochschule - Rechtliche Grundlagen im Kontext von TIN-Menschen mit Selbsterfahrungsbericht
https://www.hs-bremen.de/kurs/11319/
Beide Workshops werden von dem Projekt Gender und Diversity organisiert. Details zum Workshop und zur Anmeldung erfahren Sie auf der ZLL-Website.
Autorin: Ramona Kaufmann